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    Kirjavastuse regest Johann Ludwig Müthelile
    (1811-11-12) Morgenstern, Karl
    Schriftl. Antwort an Prof. Müthel, der von mir einen Taufnamen vorgeschlagen wünschte für seinen kurz vor dem Tode seiner Mutter geborenen Sohn. Ich schlug vor, ihn Mnemon zu nennen, u so ist er getauft.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1811-11-12) Müthel, Johann Ludwig
    Verehrtester Herr Kollege! Was mir dieser Schmerzenkind kostet, wünschte ich mir und ihm (wenn Gott es erhält) täglich in seinem Taufnahmen auszuspre- chen. Aber nur ein solcher Name: „Odin“ schwebt mir jetzt in dieser Geisteszerrüttung vor und vielleicht selbst dieser nach einer irrenden Etymologie. Mein guter Jäsche giebt mir Muth, zu Ihren philologischen Schätzen deshalb zu recur- riren. Darf ich Sie also darum bitten? Recht sehr würde gütige Gewehrung verpflichten Ihren Sie aufrichtig verehrenden Müthel. den 12tn IXbr Sr Hochwohlgebohren Herrn Hofrath und Professor D. Morgenstern
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1825-01-28) Nocks, Johann Jakob
    Hochgeborner Herr, Hochzuehrender Herr Staatsrath, Ew. Hochgeboren würdigten mich neulich bei mei- ner Anwesenheit in Dorpat eines Antrages, den anzunehmen vortheilhaft schien, was ich jedoch nicht sogleich auf der Stelle thun konnte, weil so mancherlei für mich zu erwägen war: indeβ hatten Hochdieselben aber auch noch die Güte eine Bedenkzeit zu geben. Jetzt würde ich, wenn ich mich nicht verspätet haben sollte, um Ew Hoch- geboren Empfehlung bitten und zwar zu Gun- sten eines Freundes. Derselbe ist kein Zögling unserer unserer Hochschule und ich wage deβhalb die Bitte nur, weil ich als Freund dienen möchte – in der Hoffnung, daβ ich dabei nicht unerkenntlich erschei- ne, wenn ich die mir zugedachte Begünstigung einem Fremden zuwenden möchte, dem ich wohl- will. Derselbe, ein junger Mann von meinem Alter, ist aus Lüneburg, hat in Göttingen die Theologie studirt, daselbst an den Uebungen im philologischen Seminar theilgenommen; aus Hang in der Weite sich umzusehen, folgt er einem Rufe nach Ehstland – und würde jetzt, da er sei- ner ersten Condition ledig, einen Schritt tiefer hinein in das ungeheure Reich wagen, dessen Saum er schon betreten. Seinen Kenntnissen nach wird er er wohl genügen und für seinen sittlichen Gehalt möchte ich stehen, wenn’s auf meine Bürgschaften – käme und endlich worauf man – besonders in einem vornehmen Hause – vielleicht Rücksicht nehmen könnte, eine gewisse Geschmeidigkeit sich in den herrschen- den Ton solcher geselligen Verhältnisse, in die er gerathen könnte, hineinzufinden, geht ihm nicht ab, wohnt ihm im Gegentheil im hohen Grade bei. Er hält sich gegenwärtig beim Pastor Spindler in Halljall auf, der, wie ich höre sich auch rücksichtlich des Candidaten Ernst an Ew Hochgeboren hat wenden wollen. Im Falle, daβ die Stelle noch nicht vergeben und mein Gesuch Berücksichtigung verdient, würde H Ernst aus Lüneburg persönlich aufwarten. Schlieβlich hätte ich mir noch einen belehrenden Wink auszubitten. Mit aller Hochachtung verharre Ew Hochgeboren ergebener Diener J. Nocks. Sitz den 28sten Januar 1825.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1829-01-15) Kügelgen, Wilhelm
    Sr Hochwhlgbrn Dem Herrn Staatsrath von Morgenstern in Dorpat. Hochzuverehrender Herr Staatsrath! In einer Sache die mir von groβer Wichtigkeit ist, wage ich es Sie geradezu um einen freundlichen Rath zubitten. Ich habe nämlich unter der Hand erfahren, daβ man gesonnen ist den Herrn Professor Senff, in so fern seinem Alter der Dienst zu beschwerlich wird, in Ruhestand zu versetzen u. statt Seiner einen andern Maler nach Dorpat zu ziehen; u. da ich nun überzeugt bin, daβ bei einer neuen Besetzung der Stelle, Ihr Gutachten, als das Urtheil eines anerkannt sachkundigen Mannes entscheidend, als doch von groβem Einfluβe sein wird, so bitte ich Sie Herr Staatsrath, mich in einem solchen Falle zu berücksichtigen da ich sehr wünsche mich mit meiner Familie in Dorpat zu fixieren – und mir gefälligst anzuzeigen, welche Mittel u. Wege ich zu diesem Zwecke einzuschlagen habe. Ich bin fast überzeugt: ein so treuer Freund meines seligen Vaters, wird mir bei meinem Wunsche, nach Kräften förderlich sein, u. ich bitte Sie mir nur mit ein Paar Worten zu sagen: ob ich überhaupt eine solche Hoffnung hegen darf, und in wiefern ich selbst zu meinem Zwecke thätig sein kann. Ihrer Frau Gemahlinn u. Fräulein Hedwig bitte ich mich zu empfehlen und ihnen zu sagen, daβ ich Fräulein Louise, von Petersburg hierher zu begleiten die Ehre gehabt u. sie ohne allen Unfall, bequem und wohlbehalten nach Hause gebracht habe. – Und nun noch enimal – ich weiβ, daβ ich zu Realisirung meines Wunsches keine bessere Protektion haben kann, als Ihre Empfehlung Herr Staatsrath, u. habe mich deshalb vertrauensvoll gerade an Sie gewendet. Sie haben zwar noch keine Arbeiten von mir gesehen; indessen ich denke, was das anbelangt, so giebt mein Nahme schon mittler- weile Bürgschaft genug, wenigstens keine Talentlosigkeit zu erwarten. Meine Mutter empfielt sich gehorsamst, und ich unterzeichne mich mit vollkommener Hochachtung Herr Staatsrath Ihr ergebenster Diener WilhelmvKügelgen Poll d. 15tn Jan. 1829. Adress. Ueber Jewe u. Hohen Kreutz. beantw. d. 9tn Febr. (abg. d. 13tn.) Sr Hochwohlgebor. dem Herrn Staatsrath u. Ritter v. Morgenstern. Dorpat.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1803-07-08) Jäsche, Gottlob Benjamin
    Reval den 8tn Juli 1803 Mein Theuerster u. Verehrtester Freund! Nach so manchen Beschwerden u. Unannehmlichkeiten unsrer Reise, unter denen die Keine der geringsten war, daβ wir unsern alten invaliden Wagen, an dem das eine hintere Rad zerbrach und die übri- gen morsch gewordenen auch eine nahe Zerstörung drohten, auf der einer Station im Stiche laβen und ohngefähr das letzte Drittel des ganzen langen Weges von beinah 43 Meilen in Courier Kibitken machen muβten, sind wir endlich am 1sten Juli hier angekom- men. Wir nahmen unser vorläufiges Absteige Quartier in einer Vorstadt, durften aber hier nur wenige Stunden verweilen, da mein Zuhörer, der Studiosus Rinne, dem ich die Besorgung eines Quartiers für uns aufgetragen hatte, uns noch denselben Abend in das für uns gemiethete Logis einführte. Dieses Logis ist ein kleines nied- liches Sommer Häuschen, von einem kleinen Garten umgeben und für unsern Zweck ungemein bequem gelegen, denn es liegt an dem einen Ufer des Hafens in einer der Vorstädte, ohngefähr eine Werste von der Stadt. Hier leben wir nun seit dem ganz eingezogen u. einsam von niemanden weiter als nur dann u. wann von einem u. dem an- dern meiner jungen Freunde u. Zuhörer besucht, die sich zur Zeit noch hier in der Stadt aufhalten; spatzieren des Morgens bey schönem heiterm Wetter, das wir hier jetzt haben, in die See an einer sehr bequemen, einsamen, nahe von unsrer Wohnung gelegenen Stelle, machen von Zeit zu Zeit kleine Spatziergänge u ergötzen uns zu dem Anblicke der vielen kleinern u. gröβern Fahrzeuge, die wir vor uns im Hafen hin u. her fahren u auf den Fischzug herausgehen sehen. Die hiesige Flotte befindet sich jetzt in Cronstadt; indessen liegen im Hafen uns ganz nahe gegen über 4 alte groβe Linienschiffe u 2 Fregatten, deren erster Anblick für mich etwas ganz Neues war, da ich noch nie ein Kriegs- schiff gesehen hatte. Es ist intereβant, auch für die Vergleichung, die groβen Maschinen neben den kleinen Fischer böten zu sehen u daran die Fortschritte des menschl. Erfindungsgeistes zu bemerken. An verschiedenen Stellen des groβen geräumigen Hafens giebt es einige schöne Parkhen, unter andern das Catharinen Thal u das Carlsbad, die wir aber zu sehen bis jetzt noch nicht Gelegenheit gehabt haben. Von der Stadt selbst weiβ ich Ihnen bis jetzt so viel wenigstens nicht zu sagen, als Ihre Neugier da wird wissen wollen, denn wir haben von der Hand erst blut wenig Bekanntschaften gemacht. Bey Hardern sind wir neulich gewesen u werden Morgen unsern Richard von ihm vacciniren laβen. Harder ist ein sehr braver, achtungswürdiger Mann, der hier eine sehr groβe Praxis hat und sowohl von Seiten seines Characters als in Rücksicht auf seine Kenntniβ u Geschicklichkeit im besten Rufe steht. Seine Gattinn, eine Landsmänninn von meiner Frau, ist eine sehr liebenswürdige Dame. Eine andre sehr intereβante Bekanntschaft die ich gemacht, ist die mit den beyden Gebrü- dern Tideböhl an der Domschule, dem Director und dem Profeβor, welcher letztere jetzt seinen Sohn, selbst auf unsre Universität bringen wird. Selten habe ich einen Schulmann kennen gelernt, welcher frey von allem Pedantismus, sich gleich auf den ersten Anblick durch Äusserungen u. einen respectabeln Character so vortheilhaft auszeichnet, als dieser achtungswerthe graugewordene Schulmann unter deβen Direction die hiesige Domschule eine Hohe Stufe des Flors seit lange her schon behütet. Er hat mir einige Notizen, für gedachte Schule betreffend, mitgetheilt, von denen ich für unsre Commission einigen Gebrauch zu machen gedenke. Meinem Urtheile nach müβte die Domschule zum bloβen Gymnasium organisirt u das hiesige Stadt Gymnasium zur Bürger Schule umge- schaffen und mit der Domschule in Verbindung gesetzt werden. Wie mir der jüngere Tideböhl, der Profeβor, auch ein sehr braver als Mensch u. Gelehrter überaus achtungswerther Mann, den Sie bald per- sönlich kennen lernen werden, gestern als ich zu Mittage bey ihm speiste, im Vertrauen versicherte, will zwar die Ritterschaft ihre Anstalten ganz unabhängig von der Schul Commission machen; allein dieβ wird ihr hoffentlich so wenig gelingen, als den Curländern. Und die Lehrer wünschen sämmtlich eine Verbeβerung ihrer Lage u. bedürfen auch derselben. Mit den Lehrern an dem hiesigen Stadt Gymnasium werde ich in diesen Tagen mich auch persönlich bekannt machen und eine u die andre nähere Erkundigung einziehen. Ueberhaupt wünschte ich recht sehr, da ich nun am Orte gegenwärtig bin u mich noch eine Zeitlang hier auf- halten werde u daher Gelegenheit nehmen kann, das Lokale der hiesi- gen Schulanstalten genauer kennen zu lernen, daβ Sie und Pöschmann mir einige Aufträge hierüber geben u mit der umgehenden Post diese vorläufigen Instructionen mir mittheilen mögten. Ich halte es für sehr nöthig u. wichtig, besonders den Geist u Character der bey- den hiesigen Hauptanstalten, der Dohm u der Stadt Schule, genauer schon jetzt vorläufig kennen zu lernen, um in der Folge danach bey der neuen Organisation unsre Maaβregeln nehmen zu können. Ich erwarte daher, wie gesagt, mit der umgehenden Post, von Ihnen, liebster Freund! u von Pöschmann, dem ich mich freundschaftl. empfele, einige vorläufige Instructionen u Notizen, um danach meine weitern Erkundigungen einzuholen u die Resultate davon unsrer Commission nach meiner Rückkunft in Dorpat meittheilen zu können. Nun zu unsren academischen Angelegenheiten. Mit Begierde sehe ich zugleich einigen Nachrichten von Ihnen, unsren Parrot u unsre Sache in Petersburg betreffend entgegen; diese Nachrichten werden hoffentlich erwünscht u willkommen seyn; vielleicht können Sie mir sogar schon die erfreuliche Nachricht mittheilen, daβ Parrot mit wohl vollbrachtem Werke zurück gekehrt ist. Ehe ich schlieβe, noch eine Bitte an Sie für den Prof. Tideböhl, der seinen Sohn gern in unsrer Nachbarschaft ein Logis wünschte. Fragen Sie doch bey Petersen an, ob er noch eine Stube für einen Studenten va- cant hat; u auf diesen Fall möchten Sie doch dieselbe für den jungen Tideböhl, der für sich allein eine Stube haben will. Wir bekommen einen groβen Zuwachs von Studierenden aus dem hiesigen Gegend, we- nigstens gegen 20. – Leben Sie nun wohl mein Bester! Meine Frau der das See bad sehr gut zu bekommen scheint, empfielt sich Ihnen bestens u läβt Ihnen mit mir rathen, nicht hieher zu kommen, weil Sie hier sich schrecklich ennyiren würden. Mit der innigsten Freundschaft der Ihrige Jaesche
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1828-12-17) Jäsche, Gottlob Benjamin
    Liebster Morgenstern Haben Sie doch die Güte, wenn Sie anders durch nichts davon abgehalten werden, heute zu einer Mit- tagssuppe mich zu besuchen. Der Dr der Philosophie, Hr. Walter, dessen Sie sich als eines unsrer ehemaligen Studirenden, welcher von hier nach Abo ging und dort den philosophischen Doctor Grad erhielt, erin- nern werden, hat mir versprochen, heute Mittag bey mir zu speisen. Er ist so eben aus dem Aus- lande zurückgekehrt, und hat zuletzt in Jena eine Zeitlang sich aufgehalten, und daselbst öftern persön- lichen Umgang mit Fries gehabt. Von unsren Collegen werden Sie Lenz, Sartorius u. Göbel, sonst Niemanden weiter bey mir finden. Meinen freundschaftlichen Gruβ an Ihre verehrte Gemalinn. Der Ihrige Jäsche Dorpat Montags den 17tn Xbr 1828 Herrn Staatsrathe, Professor Morgenstern Hochgeboren hieselbst
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1833-04-25) Jäsche, Gottlob Benjamin
    Verehrtester Freund! Einer unsrer ältesten ehemaligen Studirenden von den Jahren 1803 –1806, Pastor Wilpert aus Curland ist auf etliche Tage hieher zum Besuche gekommen. Er hat hier einen Sohn, welcher Medicin studirt. Heute Abend kommt er zu mir; und da wünschte ich, daβ auch Sie liebster Morgenstern! heute den Thee bey mir trinken möchten unter Gesprächen, die sich auf unsre alte längst vergangene Zeit beziehen. Wir sind ja die beyden Einzigen noch Uebriggebliebenen von jener ersten jugendlichen akademischen Lebenszeit hier. Noch will ich zwey seiner akademischen Zeitge- noβen, unsre Collegen Moier und Bröcker bitten, heute Abend von unsrer Gesellschaft zu seyn; und ausserdem noch zwey Landsleute des Hn Pastors, nämlich den Ober Pastor Biene- mann und den Dr. Frohben. Also bitte ich freundlichst zu kommen; Sie können ja bey uns verweilen, wie lange es Ihnen beliebt. Mit Hochachtung u. Freundschaft der Ihrige Jäsche Dorpat den 25tn April 1833 Herrn Staatsrathe u. Ritter Professor Dr. Morgenstern Hochgeboren
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1794-06-25) Buhle, Johann Gottlieb
    Göttingen d. 15. Jun. 94. Euer Wohlgebohrn bin ich für das gütige Geschenk, was Sie mir mit Ihrer Abhandlung über die Republik des Plato ge- macht haben, auβerordentlich verbunden. Aufrichtig gestehe ich Ihnen, daβ Sie mich von einem Intherim befreyen, in dem auch ich bisher, zu meinem Troβe mit mehr andern, war. Ihre Untersuchung zeigt bis zur Evidenz, daβ die neuern Ausleger des Plato den Gegenstand und Zweck der bücher über die Republik verkannt haben, und sie zeigt dieses auf eine so musterhafte Art, daβ sie Ihnen wenn ich von mir schliessen darf, die Hochachtung des gelehrten Publicums gewiβ erwerben wird. Mit groβem Vergnügen werde ich eine Recension Ihrer Schrift in un- sern Gött. Anz. besorgen, es muβte denn seyn, daβ Hr. Hofrath Heyne, der Redacteur, selbst das Ge- schäft übernehmen wollte, da es ihm gewiβ ebenso angenehm seyn muβ, wie es mir seyn würde. Vielleicht finde ich aber doch in diesem Fälle eine andere Gelegen- heit, Ihnen das öffentlich zu sagen, was ich Ihnen hier zu äuβern mich verpflichtet fühle. Ich freue mich besonders, daβ Sie den Plato, den vortrefflichen Plato, nicht bloβ als Systematiker im logischen Sinne des Worts, sondern auch als Künstler betrach- ten. Ihr Entwurf von dem künftigen Werke über die Republik ist meisterhaft; ich weiβ nichts da - ran zu tadeln, und nicht einmal etwas hinzuzu- setzen. Hrn Tiedemanns Argumente überhaupt haben mir nie recht gefallen wollen. Sie gewäh- ren bey weitem den Nuzen nicht, den sie gewähren könten und müβten, und sind auch höchst unbequem für den Gebrauch eingerichtet. Könten alle Dialoge des Plato so bearbeitet werden, wie Sie die Repu- blik und den Meno, (denn auch hier stimme ich Ihre bei) bearbeitet haben; es würde ein groβer Gewinn für die Geschichte der Philosophie und die griechische Literatur überhaupt seyn. Vorerst seh ich nun dem vollstän- digen Werke über die Republik mit Verlangen entge- gen. Um Ihnen noch zu zeigen, wie herzlich mein obiges Urtheil von Ihrer Arbeit ist, will ich auch einen Tadel hinzufügen, der aber sehr mikrologisch ist, ungeachtet ich doch wünsche, ihn künftig bey einem so talentvollen Humanisten, wie Sie, nicht mehr anbringen zu können. Ihre Latinität nämlich, ist im Ganzen, wie man sie von Wolfs Freunde erwarten kann; aber sie ist noch nicht durchaus grammatisch rein. Sie schreiben z.B. connexit nexit, für connexuit, nexuit; andere Kleinigkeiten der Art nicht zu erwähnen. Es kostet Mühe, es zur Correctheit zu bringen; ich bin selbst noch weit davon entfernt; aber Sie haben die Verpflichtung auf sich durch den Grad von Correctheit, den Sie bereits erreicht haben, es bis zum höchsten Grade zu treiben, so weit, wie es Hr. Wolf ge- trieben hat, deβen Latinität ich für die vollendeteste halte, die izt in Deutschland, und wohl unter dem Mon- de geschrieben wird. Ihr Urtheil über das, was ich für die Geschichte der Philosophie geleistet habe, würde mich ehren, wenn ich selbst glaubte, es zu verdienen; da ich aber mich selbst viel zu gut kenne, um den Glauben nicht zu hegen, so beschämt es mich. Ich bin mein ganzes Leben hindurch nie in einer Lage gewesen, wo ich mir selbst hätte genugthuun können. Meine Arbeiten sind alle tumul- tuarisch entstanden, und trugen auch leider das Gepräge einer solchen Entstehung. Hüten Sie sich, das rathe ich Ihnen, als Freund, Ihre Studien zwischen Philologie und Philosophie zu theilen. Man kann nur in Einem von diesen Fächern excelliren, aber man wird in keinem von beyden etwas Vorzügliches leisten, wenn man in beyden zu excelliren denkt. Erhalten Sie mir Ihr gütiges Wohlwollen u seyen Sie des meinigen, sowie meiner Hochachtung versichert. JGBuhle N.I.ich werde auf der Bibliothek nachsehen ob die Desiderata da sind.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1804-03-24) Henke, Heinrich Philipp Konrad
    Helmstädt, am 24sten März 1804. Es thut mir leid, Verehrtester Herr Hofrath, daβ der Ertrag des Einkaufs für Ihre Bibliothek in der Carpzovischen Auction nicht bedeutender ausgefallen ist, als Sie in der Anlage finden. Allein die Concurrenz der Kauflustigen war so stark, daβ die meisten Bücher übertheuer bezahlt werden muβten. Und da Sie mit sehr ehrenvollem Vertrauen mir die Bestimmung des Preises der Bücher überlassen hatten, so war ich vielleicht, aus Besorgniβ dasselbe zu miβbrauchen, oft zu furchtsam, um mit so vielen andern emturientibus et hellu- nibus librorum, derer einige ihren Bevollmächtigten gleich- falls keine Preise bestimmt hatten, mich in einen Wett- streit einzulassen. Auch sahe ich, Ihrer Erinnerung ein- gedenk, immer mehr auf nutzbare, als auf seltene Bücher. Diese seltenern wurden meistens nach Pesth, Mün- chen, Göttingen etc für ungemessene Preise verlangt; auch hatte der Leipziger Secretär Thiele vieles für Moscau bestellt. Befehlen Sie nun, wie es mit Uebersendung der Bücher gehalten werden soll. Ein groβer hölzerner Verschlag, oder zwey kleinere, werden die Bücher wol fassen. Das Geld würden Sie am bequemsten von Lübeck aus zahlen u. an mich addressiren lassen können. Ein Ueberschuβ von etlichen Thalern dürfte für Ne- benausgaben, Kiste, Emballage, u.s.w. erfor- derlich seyn. Dann könnten von hier die Bücher mit wolbedungener Frachtgelegenheit bis Lübeck gehen, wenn Sie mir dort ein Haus nachweisen würden, das dieselben in Empfang nähme und Ihnen zuschaffte. Eine Abschrift meiner Rede auf die Natales aca- demiae Vestrae werde ich beyfügen, ob es gleich ein deproperatum opusculum ist. Herzlichen Dank für jede Aeuβerung Ihrer wolwol- lenden Gesinnung gegen mich! Ich werde sie zu ver- dienen suchen, wie ich kann. – Willkommen wird mir alles seyn, was Sie mir von literarij v. ecclesiaticis aus Ihrem neuen Vaterlande zuwenden wollen. In hochachtungsvollester Ergebenheit Eiligst. Ihr gehorsamster Diener Henke
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    Kiri Peterburi Teaduste Akadeemiale
    (1809-10-24) Vater, Johann Severin
    Hochwohlgebohrner Herr Verehrtester Herr StaatsRath und Ritter, Ew. Hochwohlgeb. gebe ich mir die Ehre andurch die Inlage mit der Bitte zu übersenden, derselben der Erlauchten Akademie der Wissenschaften mit der Bezeugung meiner Achtung vorzulegen. Für die Vorbereitung der Kenntnisse von den Ame- rikanischen Sprachen schmeichele ich mir mehr geleistet zu haben, als noch je dafür geleistet worden ist, und schmeichele mir deshalb der Unterstützung der Erlauchten Akademie in Absicht aller der Theile Amerikas, die Ruβland nahe liegen, oder unmit- telbar damit durch Ansiedelungen verbunden sind würdig zu seyn. Ew Hochwohlgeb. eignen Eifer für Wissenschaft brauche ich nicht für meine uneigennützige Zwecke zu entzünden, sondern darf nur bitten, mir die Wege anzuzeigen, wie für Wissenschaft hier gewonnen werden kann. Ew. Hochwohlgeb. werden ersehen haben, daβ ich die Aufträge Ihrer Zuschrift vom 29 Jan d. J. richtig besorg- te und werden meine Antwort und ein neues Exemplar meiner Russischen Grammatik für die Kaiserl. Akad. d. Wissenschaften indeβ empfangen haben. Mit ausgezeichneter Achtung unterthän. Diener Joh. Severin Vater habe ich die Ehre zu seyn Ew. Hochwohlgeb. Königsberg d. 24 Octbr. 1809.
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    Kiri Johann Friedrich von Rochlitzile
    (1814-12-08) Kügelgen, Gerhard
    Dresden den 8ten 10br 14. Mein lieber Freund! Nachdem ich vor 10 Tagen Ihnen auf Ihr liebes Schreiben geand- wordet hatte, binn ich durch einen abermahligen Anfall des Hemorhoidelübels so in Anspruch genomen worden, daβ dieser Brief dadurch sogar abzuschiken um einen Posttag verspätet wurde, und ich Ihnen erst heute meinen Christus durch die fahrende Post übersenden konnte. Möge er glüklich ankommen, und Ihnen und den lieben Ihrigen Freude machen! – Übrigens ist mein Befinden nach dem Gebrauch von Bludtigeln und Brechmittel etc – wieder so guth, daβ ich nun auf einige Zeit wieder aushalten kann. Möge auch das Befinden Ihrer Frau Gemahlin wieder vollkommen guth sein! Der Konkreβ geth nun zu Ende, und das arme Sachβen wie die Rheinländer dürfen Erlöβung hoffen von der Volte der ungewissen Erwartung. Was mich angeth, so scheint mir das gesamte Europa noch zu verderbt, als daβ ich im voraus mich auf die Resultate dieses Concresses freuen könnte. Ob uns der liebe Gott ferner noch durch die Ruthe des Krieges oder durch liebevolle Ermahnungen in einem sorgenreichen Frieden zu unserm Heil führen will – das wollen wir mit gedultiger Ergebung abwarten. Leben Sie wohl, lieber guter Mann, Gott erhalte Ihnen den Frieden Ihrer Seele und mir Ihre Liebe. Der Ihrige GKügelgen. G. v. Kügelgen, Prof. d. ZeichenK. (selten) Hochwohlgebornen dem Herrn Hofrath Rochlitz anbey eine Kiste mit einem Öhlgemählde bezeichnet in H.H.R. Leipzig.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1810-10-29) Kügelgen, Gerhard
    Dresden den 29tn 8br 1810. Mein geliebter teurer Freund! Es ist lang geworden, biβ ich dazu kommen konnte, deinen lieben langen Brief vom 19ten August zu beandworten. Ich wollte dies nicht eher thun, biβ ich dir die Quittung des empfangenes Geltes mit schiken konnte, welche hier folget, und du wirst mir verzeihen, wenn dieses um 14 Tage früher hätte geschehen können. Den Empfang dieser 15 Ducaten und einen Thlr habe ich an van Der Brelings quittirt, ohne mir den Tag gemerket zu haben; weshalben du dich nicht wundern must, wenn der Datum nicht übereinstimmen sollte. Durch den Buchhändler Kummer aber habe ich meine Auslage von 4 Luidor noch nicht erhalten, und es hat auch keine Eile damit, doch wollte ich es der Ordnung halber dir anzeigen. Die Nachricht daβ die Venus der Madame Seydelmann sogar jämmerlig beschädigt angekommen ist, war mir ein Stich ins Herz. Wie dies zugehen konnte, kann ich nicht begreifen. Es muβ daran gelegen haben an der Art, wie das Glaβ in dem Rahmen befestiget war, denn ich habe es selbst eingepakt, und zwahr auf dieselbe Art, wie ich so vieles schon diesen weiten Weeg geschikt habe, wo von allem nichts beschädigt angekommen ist.* Sollte man es in Leipzig geöfnet und unfein damit umgegangen sein? Kurz, mir bleibt es unbegreiflig, und ist ein unersetzlicher Schaden, denn immer bleibt dies das Beste was ich in dieser Art jeh gesehen habe. Die Anweisung von 100 Thlr für das Bild von Dante folgt hier nach deinem Verlangen zurük. Vertikal: Alle Pastellgemachten und Zeichnungen an Klein habe ich unter Glaβ geschikt. Für die Besorgung der überschikten Contura danke ich dir. Seit Jahr und Tag habe ich von dorther nichts vernomen. Man ist mir Geld schultig, und denkt nicht daran mich zu befriedigen. Der Versuch im radiren, war mein erster und lezter. Wenn ich die Zeit daran wenden mögte, so glaube ich wohl die Gabe dazu in mir zu tragen. Es ist dessen zu viel, was zu tage gefordert sein will. Der Preiβ von den Schwefelabgüβen wird etwan einen halben Thlr das Stük betragen, etwas mehr oder weniger weiβ ich nicht genau. Die Rahmen aber muβ man überdies dazu machen laβen. Kann ich dir oder dem Museum in irgend etwas dienen so wirst du mich jederzeit dazu bereit finden. Die in Sepia gezeichnete Madonna nach Raphael durch die Madame Seydelmann stellt das ganze Bild vor und ist einige Zoll gröβer als das Kupfer von Schulze gestochen. Rittner hat diese Zeichnung mit 100 Ducaten bezahlt und der junge Müller in Stuckard ist bereits damit be- schäftiget sie in Kupfer zu stechen. Ich finde die arbeit weit unter der von der Venus, doch ist sie nicht schlecht, sondern nur unfertig zu nennen. Solltest du sie für das Museum wünschen, so wird sie nach der Vollendung wohl von Rittner zu haben sein, und ich werde mich zu diesem Geschäft bereit finden. Ich habe unterdessen einen jungen Künstler aus Kassel kennen lernen mit Nahmen von der Emden, welcher im Sepiazeichnen in etwas gröβern Sachen die Seidelman noch übertrifte. Er hat aus dem ehemahlig in Kassel befindlichen Bilde von Leonardo da Vinci die Karitas genannt, einen Kinderkopf gezeichnet, welcher wunderschön, und in der gröβe einer Theetasse ist. Dieser ist zu haben für 20 Ducaten, welche er im Ganzen wehrt ist. Zugleich aber hat mir der bedrängte Künstler die Weisung gegeben, daβ er ihn, um balde Geld zu haben auch für 18 laβen würde. Fernows Leben von Johanna Schopenhauer ist nun erschienen und wird mit vielem Beyfall aufgenomen. Mehr aber als dieses erschienen eumnptfeehrl ed iechm di rT diatse Wl: eRrke iniβ 3e B ämndiet nd veorn MAarjmor ev.e R üimhl. EJsa ihstr 1809. und nicht unter seinem Nahmen. Es ist darinnen – was man bey dem Titel nicht vermutet – viel die Rede über bildende Kunst, über Teater und vorzüglich eine schöne Abhandlung über die Baukunst. Nach meinem Bedenken ist über das Weesen der Kunst überhaubt nie umfassender und bündiger gesprochen worden. Deine Klage, deine Sehnsucht nach einem Glüke wie ich es geniese hat in deinem Briefe mich tief gerührt. Wem würde ich dies Glük mehr gönnen, und wer wäre dessen würdiger als du liebes Bruderherz? Dein Betragen gegen finde ich deinem Karakter angemessen und Lobens wehrt. Traurig ist es indeβen mir, zu sehen, wie die Natur dich so reich ausgestattet hat, und wie das neidische Schiksahl es verhindert, daβ das bessere deiner Seele wirksam werde. Du in all deinem Reichthum so arm, der du allein dahin wandelst einsame Tage durchs Leben! Doch gebe ich noch nicht die Hoffnung für dich auf, und ermahne dich zu suchen am einsamen Weege ein bescheidenes Veilchen. Daβ du indessen nicht wirst untätig sein, so manchen Stoff zu verarbeiten den du auf deiner Reise gesammelt – dafür bürgt mir deine lebendige Seele. Doch bitte ich dich, verpuffe deine Ideen nicht in nüchternen Jurnalen und Morgenblättern, sondern gestalte sie lieber in einem Werke das auch für die Nachwelt lebt. Sehr oft gedenken wir deiner, mein Freund, und dein Schiksahl interessirt uns mehr als du vielleicht glaubest. Dein Bild hängt in meinem Zimmer unmittelbar neben meinem Arbeits Stuhl und sieth mich ernst und freundlich mit Bedeutung an. Die Zeit in der du hier warst ist dadurch festgehalten, und eine bessere hat sich aus dieser noch nicht entwikelt. Verwunderliche Dinge gehn vor, und noch Verwunderlichere scheinen unserer zu warten, aber keine erfreuliche. Das gegenwärtige Geschlecht geth unter, um einem Künftigen ein froheres Dasein zu gewehren. Weh uns, die wir zu früh oder zu späth geboren sind. Daβ ich bey all solchen Rükbliken noch friedlich im Genuβe der meinen meine Kunst möge ausüben können, ist mein einziger Wunsch. Erhalte Gott uns frohen Muth und gesundes Bludt!!! Ich habe diesen Sommer mit meiner Familie auf dem Lande zugebracht, und Seele und Leib dadurch gestärket. Besonders wohl hat meiner guten Lilla dieser Aufenthalt gethan, welche den vorigen Winter und das Frühjahr viel an ihrer Gesundheit gelitten hat. Wie geth es denn mit deiner Gesundheit? Was macht unser tapferer Parrot, was Krause der unermüdliche? O könnt ich bey euch sein ihr Lieben, oder ihr bey mir! Von meinem Bruder habe ich seit Frühjahr keine Nachricht, und binn deswegen nicht ohne Sorgen. Sehr lange haben wir auch nichts von Sophie vernohmen. Grüβe alle die Theil an mir nehmen und übergebe an Senf diesen Brief, der in meinen kleinen Geltangelegenheiten mich ganz vergessen zu haben scheint. Lebe wohl du treue Bruderseele und gebe recht balde wieder Nachricht von dir deinem ewig getreuen Freunde ewig getreuen Freunde Gerh. v. Kügelgen, Historien- und Porträtmaler zu Dresden, Ehrenmitgl. der Kunstakademien zu St. Petersb. und Berlin.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1809-02-21) Kügelgen, Gerhard
    Dresden den 21tn Februar 1809. Schon 3 Wochen wieder zurük aus Weimars liebreichen Gränzen, im Schooβ der Meinen geliebet und gepflegt – finde ich doch Heute erst ein Stündchen, um dir mein Freund einige Spuren des Lebens von mir zu geben. Gar vieles – ja manches hätte ich dir zu sagen, was sich im Grunde besser sprechen läst, und im Schreiben kein Meister, verspare ichs lieber bis aufs widersehn. Lasse dir einiges erzählen – doch auch dazu gebricht mir die Zeit – so viel ich in Kürze sagen kann, wisse: wie mirs geth. Meine gute Frau war werend meiner Abwesenheit sehr schwehr krank. Sehr wohltätig wirkte auf ihre Genesung meine Ankunft; und nun ist sie, noch etwas Husten abgerechnet, leidlig wohl. Denke dir, wie die Nachricht ihres Krankseins in Weimar wo ich einem bestimmten Zwek verfolgend mich in meiner Tätigkeit nicht wohl unterbrechen konnte, und wie ich doch wollte, mich beschleunigte, und in der Übereilung die Ruhe nicht finden konnte, welche zum gelingen in meiner Kunst unentberlig ist, meine Unzufriedenheit hierüber – und du siehst mehr, als ich schreiben kann. Von meiner Ankunft möchte ich ganz schweigen, von der Unruh und Quahlvollen Sorge werend der Reise –. Gerhard hüpfte mir mit Freuden geschrey in den einen Arm, mein krankes Weib wankte blaβ und mager mit trähnenden Augen mir in den andern. Freud und Leid war so groβ, daβ nur eine starke Brust es tragen und empfinden konnte. Nun ist alles im alten Gleise, nur habe ich von dem Vielen was zu thun war, und zum Theil noch ist, nicht zum eigentlichen Thun kommen können. Gemahlt habe ich noch fast nichts. Mit denen in Weimar geschafdenen Portraits ist man weit zufriedener als ich selbst. Zu meiner grösten Verwunderung auch mit dem von Herder. So unruh voll auch in den lezten Tagen meines Aufenthaltes in Weimar in mancher Hinsicht meine Seele war, so ist doch die Errinnerung an diese Zeit mir unbeschreiblich wehrt. In der genaueren Bekanntschaft mit Göthe und Wieland fühle ich den bessern Theil meiner Seele gereifter, mich in manchen meiner Ideen bestärkter, fester selbst im Willen meiner Kunst; und klahrer übersehe ich die Menschen und das Leben. Daβ dies ein reiner Gewinn ist, in welchem man sich bey viel Armuth dennoch reich dünkt, brauche ich dir wohl nicht zu sagen. Doch bey aller Kenntniβ und Erkenntniβ, so balde ich sehe, daβ man es ernstlich meint, und am Tüchtigen Fleiβ wodurch Gott des Menschen Seele bereichert und erfreuet – wie ständ es darum läst sie es nicht fehlen. Sie zeiget ein ungemessenes Vertrauen wenn nicht das Flämchen Kunst so lieb und Andachtvoll die dunkeln Pfaden dieses Lebens erleuchdete! Doch nur in ihrer Anschauung erfreut sich die zu mir, und es thut mir weh, ihr im Nichtes recht helfen zu können. Es ist ein gar übel Ding mit allen den Menschen, deren Ansprüche an menschliche Seele, und erkennt ihre Göttliche Abkunft. Ja – die Welt in zu unharmonischem Verhältniβe stehn mit der Kraft Gab uns ein Gott nicht die Kunst, die heitere Flamme des Lebens, in welcher diese Ansprüche nur gelten können; wo ihr ganzes Strehben dahingeth: mit 6 Karten 7 Stiche zu machen. In der Um in der düsteren Nacht leuchtender Stern uns zu sein! Musique fehlt ihr die Empfindung für Harmonie und der Takt. Das Schenkte er uns nicht dies Licht, wodurch wir die Liebe erkennen schlimste ist: daβ sie dies nicht einsieth – ja nicht einmahl das Bedürfniβ Besserer Seel’ uns bewust, Tätig ins Leben eingehn – darnach empfindet. In der Mahlerey mangeln ihr die Vorkenntniβe Wahrlich dann mögte kein Mensch in diesem Jammer noch leben Und auch ich hätte mich – längst schon dem Teufel ergeben. und vor allem ein gutes Auge. Da sie selbst nie sehen kann, was siemacht, so glaubt sie es immer guth zu machen, und falsche Schmeichlen Du siehst, daβ ich in Weimar war, und ich glaube, das Vers machen stekt an bestärken sie in diesem Wahn, der einzig sie beglükt, und in welchem wie eine Krankheit. sie untergehn muβ ... Von Sophie kann ich dir nichts erfreuliches Das Geld für die Seidelmann ist angekommen, auch das für die Landschaft sagen. Sie hat einen langen Brief geschrieben, und – ich möchte ganz nach Ruisthal von der Freystein den Kirchhof darstellend. Ich habe mir dies Bild noch einmahl angesehen, und binn zweifelhaft und schwankend schweigen von dieser Unglükligen, derer Mann nun vorgiebt: den Aufwand, ob ichs nicht doch nehmen soll, da, ob es gleich schlechter ist als das andere war daβ sie den Winter in Dorpat lebt, nicht mehr bestreiten zu können. Wirklig doch von keinem andern hier besser – ja nicht so guth kopirt wird. Schreibe soll er durch seine übel verstandene Spaarsamkeit – seinen Geitze so herunter mir hierüber, und wenn das Museum noch so viel Kraft übrig hat, noch gekommen sein in seiner Ekonomie, daβ er fürs erste Ottenküll verarentiren überdem den Dantes Kopf von Hartman zu nehmen, so schike ich nach empfang muste, vielleicht balde verkaufen wird. Das fehlt noch der armen, daβ deiner Andwort diese Anweisung nach Dorpat. Den von Meyer gekauften sie auch dürftig werde! Sie spricht mit Liebe und Theilnahme von dir, erwähnt Luter habe ich gesehen. Hätte ich ihn früher gesehn, so hättest du ihn den Oberpahlnischen, daβ es der törigten Mutter vielleicht noch gelingen würde, wenigstens für den Preiβ nicht kaufen dürfen. Schreibe mir denn die von Freyern umlagerten Töchter, bey allen Vorzügen der Schönheit, auch, wohin ich die Bilder schiken soll, die Adresse genau; ich weiβ, du Grazie und Herzensgüte – als Familien Tanten bey Verwanden ein-zuschalten. Keiner kauft gerne die zu hoch gepriesene, auch wohl über den hast sie mir schon gegeben, ich aber kann sie nicht mehr finden. Wehrt ausgebotene Waare! Wie oft muβ ich denken an den Vers in Nach Gotha binn ich nicht gekommen, eben weil ich nach Hause eilete, Göthes Gedichte: Wer der Menschen Törigt treiben, Täglig sieth und täglig schilt, und ich verspahre dies für ein andermahl. Die Fräulein Winkel udnedr twräegtn snc hawnedrerer e Ntcarren blegab in Weimar und Leipzig Harven Concerte, es gelang ihr aber nicht, – . O! die V iberekne h–rt hseeitl bdesrt Mfüern secinheenn, uNnad rdraeβn e gs idlti e– den Beyfall des Puplikums zu gewinnen. Was sie in meiner Kunst leistet, ist eben auch nicht gar viel. Doch achte ich mir jedes Strehben Weisen so wenige giebt! – Gebe mir bald Nachricht, wie es dir geth, und denke an den Freund, deiner Seele verwand, der bey manchem Ungemach des Lebens den Frieden seiner Seele, sein Glük einzig findet im still und heilig lodernden Flämchen der Liebe, welches stehts mein Herz erwärmt, und erquikende Wärme auch andern spendet. Lebe wohl. Dein Freund G. Kügelgen.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1830-01-04) Parrot, Georg Friedrich
    Parrot vastab punkthaaval Morgensterni viimasele kirjale, kinnitades eelkõige, et Morgenstern koos abikaasaga on temal ja ta perel alati meeles ja südames. Parrot rõõmustab üliõpilase Zwingmanni üle ja lubab küsida lähemaid teateid rektorilt. Ta kahetseb Lenzi lahkumist ülikoolist, mis jätab kindlasti lünga, samuti, et teaduskonnas pole endist ühtekuuluvustunnet. Kriitiliselt kirjeldab Parrot Humboldti viibimist ja esinemisi Peterburis. Humboldt olevat täitnud oma elegantse ja ülevoolava sõnakusega Peterburi nii, et Parroti eriarvamuste aruteludele ruumi ei jäänud. Kogu Peterburi olevat häiritud, et Humboldt ei tunnustanud oma esinemistes Engelhardti. Parrotisse ja eriti tema poega oli Humboldt suhtunud hindavalt, mis peaks tõestama, et Parroti kriitika pole omakasupüüdlik.
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1837-11-10) Parrot, Georg Friedrich
    Parrot meenutab aastate eest nähtud ilusaid jõulisi vaselõikeid Põhja-Norra vaadetega, mille seas oli ka üks leht Nordkapist. Tema mälu järgi oli Morgenstern hankinud need ülikooli kunstimuuseumi kogusse. Parrot soovib teada kunstniku ja teadlase nime, kes need loonud, ning kas ja kelle juures ta neid lehti Peterburis leida võiks
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1808-03-25) Parrot, Georg Friedrich
    Parrot tänab Morgensterni, kes on saatnud ülevaatamiseks teadaande raamatukogu kasutamise korra kohta. Parrot peab seda otsustamisküpseks, kuid teeb veel kaks ettepanekut. Üheltpoolt soovitab ta raamatukogu kasutamise tunduva piiramise juures külastusaja sõnastuse karmust siiski mahendada, et läbisõitvad reisijad raamatukogu suletuse ajal seda soovi korral siiski vaadata söandaksid, teiseltpoolt arvab ta, et väljend „austama“ on raamatukogu kogu kasutava publiku jaoks liiga viisakas
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1804-03) Parrot, Georg Friedrich
    Parrot on teinud endale etteheiteid, et ta pole vastanud sõbra kingitusele, kuna ta ei oma midagi Morgensterni kingitud Newtoni „Principia“ väärilist. Nüüd on ta leidnud vana tubli Musschenbroeki portree, mis on kindlasti üks parimaid, mida ta sellelt alalt näinud. Kuigi see on vaid üks leht, on tema õige koht Morgensterni kogus.
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    Kiri Veit Hans Schnorr von Carolsfeldile
    (1803-12-25) Morgenstern, Karl
    An den Maler Schnorr in Leipzig Dp. d. 25 Dec. 1803. Nur mit zwei Worten kann ich Ihnen, lieber Schnorr, heute schreiben, daβ ich Ihre lange sehnlich erwar- teten vier Zeichnungen, die sammt den Kupferstichen der Ro- stischen Handlung dieβ Mal lange unter Weges blieben, erhalten u mich herzlich darüber gefreuet habe. Soll ich ihnen das beweisen? Hier ist der Beweis. Drey Ihre Zeichnungen habe ich für mich behalten, u nur eine (um doch etwas abzugeben) dem künftigen Museum überlassen. Daβ ich so etwas im Schilde führe, konnten Sie schon aus den Gegen- ständen schlieβen, die sie mir anboten. Denn Sie kennen nun schon meinen Sinn. Dann hätten Sie es auch schon daraus schlieβen können, daβ ich die Anweisung durch meinen Privatgeschäfts- träger in Halle, u nicht auf einem anderen öffentlichern Wege machte. Hoffentlich haben Sie das Geld indeβ empfangen. Wo nicht, so melden Sie es mir mit umgehender Post. Sogleich soll es dann von hier aus erfolgen. Ich war gerade so beschäftigt, daβ ich von Rathsmeister Goldhagen in Halle nicht deβhalb geschrieben, sondern erwartet habe, er wird auf bloβe Ansicht des Rafael’s Magdalene war mir ganz neu. Die Raue Zettels Ihnen sogleich schicken. Doch vielleicht als Grazie. Aber sind Sie nicht ungerecht, lieber Schnorr, wenn Sie die anderen Magdalenen nur „hin- hat er es auch gethan. getümmelte Nymphen“ nennen? Von Battoni schweig Wollen Sie mein Urtheil über die vier Zeichnungen? ich billig. Aber Correggio’s Magdalene ist doch Doch rathen Sie erst, welche mir die liebste mehr. Sie fühlt tiefer; aber darum freylich weniger war. O Sie wissen nicht, wie Sie zufällig grazienhaft. Übrigens bin ich nichts weniger als (zufällig? nein! Das war Werk einer höheren Enthusiast für Correggio. Hand) meinem Wunsch entgegen kamen. Gerade Ihre Lais, welche Rosen abschneidet diese Zeichnung wollt’ ich. Aber das ist –die Zeichnung in Röthel – hab’ ich (um, wie gesagt, von Ihrer Erfindung doch eins der keine Lais u kein Aristipp. Aber Jene ist beyden Stücken der künftigen Anstalt zu wohl mehr als eine Lais. O wie viel kann überlassen, u nicht Alles eigennützig für mich zu zuweilen der Künstler dem Menschen sagen!behalten) dem Museum angerechnet. Nicht, Mehr, als jener selbst hofft. Wenn Sie als ob sie mir nicht so viel Freude machte. wüβten – doch davon kein Wort mehr. Es ist eine sehr anziehende Figur; der Kopf Wenigstens jetzt nicht. Beyläufig: deuten nicht die Palmen im Hintergrund auf Frieden, der bey zumal voll zarter Weiblichkeit. Nebensachen. einer solchen Freundschaft wohnen soll? (Um offenherzig zu seyn) wünscht’ ich daran, wenn sie einmal Lais heiβen soll, etwas we- Den Engel nach Guido zeigte ich einer niger modern. – Um mich zu legiti- MaFnrneuen mdiinc,h d biee seuinceh tEen, gbleäyn dLeicrhint eis. tS, aiels v seireg lmiciht idhrieem miren, haben Sie wohl die Güte, wo- Wirkung des Bildes selbst mit – einem Licht- fern Sie anders meine Anweisung von Halle strahl. Es thut nicht bloβ dem Auge wohl. aus (da mein Bruder, wie Sie schreiben, Nun hängt ’s mir gegenüber. nicht mehr in Leipzig war) erhalten haben, auf einen besondern Zettel, den Sie in Ihrem nächsten Ihnen Ihre kostbare Zeit ganz so, wie Sie es selbst Brief an mich einschlieβen, zu schreiben: „Für eine bestimmen werden, vergütet wird (wenn das anders Zeichnung in unverwischbaren Röthel, u braun einiger Maβen Vergütung heiβen könnte) ver- getuscht, auf blau Papier: Lais, die Rosen steht sich von selbst.Doppelmaier schreibt mit seinem Feuergeist, abschneidet, von C. Morgenstern für das Museum aus seiner Privatcasse empfangen den Sie kennen, von einer Sammlung Ital. Gemälde ugeschnittener Steine, die ein Römer Giorgini in sechs Ducaten.“ Schnorr. So erfodirt ’s Leipzig feil biete, u schickt den geschriebenen die Ordnung unsrer Rentkammer, wenn ich Katalog. Er reiβe sich die Haare aus, schreibt die 6 Duc. von der Univers. haben will. D., wenn wir nicht kauften. Er vergiβt ganz, Auf Ihre Zeichnung Rafael’s Tod über welche kleine Summe ich zu disponiren habe, freu’ ich mich im voraus. Lassen Sie die die mit jenen Herrlichkeiten des ungenannten baldige Gabe eine doppelte seyn! – Principe nicht im entferntesten Verhältniβ steht.Schreiben Sie mir aber doch, was Sie gefunden Ob übrigens eine Ihrer Arbeiten in meinem haben. Könnte man vielleicht ein Paar wirk- Zimmer oder Saal, oder einst im Saal lich schöne antike Cameen oder Intaglien des öff. Gebäudes hängt, kümmere Sie nicht. Sterb’ ich unverheirathet, so bekommen? Denn gegen die Meisterstücke wird alles Schöne, was ich etwa besitze, Ital. Malereyen auf deutschem Boden binich schon etwas mistrauischer. öffentlich. Leb’ ich, so leb’ ich als Die Rostische Kunsthandlung wird nächstens öffentlicher Lehrer, der zu dem Schöne, Schreiben Sie mir doch bald wieder. wieder einen Transport an mich schicken. was etwa in seinem Zimmer hängt, noch Wäre doch Ihr Rafael dabey! Bald hätt’ ich schneller u öfter führt, als zu dem, was einst in einem noch nicht gebauten Pallast eins vergessen. Lieferten Sie unsNoch sah ich keins von Ihrer Hand. hängen wird. Daβ auf jeden Fall vielleicht auch ein Ölgemälde? Sagen Sie? Leben Sie wohl, recht wohl. An den Rändern. Am Geburtstage Kaiser Alexanders habe ich (als Prof. Eloq.) eine Lobrede auf Winkelmann gehalten vor ein Paar Hundert Zuhörern. Briefe an mich frankiren Sie ja nie. Die unfrankirten von Ihnen sind stets willkommen. Grüβen Sie Seume. Krause grüβt. Morgenstern
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    Kiri Hedwig Charlotte v. Lilienfeldile
    (1805-05-04) Morgenstern, Karl
    An Frau v. Lilienfeld in Leipzig Dorpat, 4. May 1805 Freund Seume wanderte ehegestern früh um vier Uhr aus Dorpat. Bey der Mühle auf dem Re- valschen Weg schied er von Krause, bey dem er lo- giert hatte. Wir waren einige Tage zusammen. Es waren unvergeβliche Tage. Er erzählte mir gern von Ihnen, gnädige Frau, wie Sie seine alte Mut- ter mit ihm besucht, u.s.w. Durch Ihren zweyten gütigen Brief vom 30. März, den Seume mir brachte, löste sich das Räth- sel des an mich durch Schnorr’s Hand, ohne eine Zeile weiter adressirten Kopfs des herrlichen Rafael. Hr. v. Kozebue gab ihn in einem ver- siegelten Umschlag an mich ab. Ich öffnete ihn in der Abenddämmerung, erkannte Schnorr’s Hand auch am untergeschriebenen Worte Rafael. Ehe Licht gebracht wurde, ward ich abgerufen. Ich stand in der Meinung, die Zeichnung sey von Schnorr selbst. Wahrscheinlich schicke er sie, wie früher auf meine Bestellung verschiedenes Andere, für das hiesige Museum. Noch an demselben Abend er- schien ein halbdeutscher Bedienter. Hr. v. Ko- zebue (es hieβ blos, der fremde Herr) habe an mich Hrn. v. Lilienfeld’s Paquet abgegeben: ich möge es Ihm (Hn. v. Lilienfeld) schicken. Ich erwieder- te: „Ich habe nichts für Herrn v. Lilienfeld. Wohl aber empfing ich heute Abend durch Hn. v. Kozebue eine versiegelte Zeichnung v. Schnorr.“ Daβ dieser mit Ihnen bekannt sey, erfuhr ich aus seinen frü- hern Briefen. Ich dachte also, er habe diese Bekanntschaft benutzt, durch den nach Livland Landesuniversität, dessen Director ich zu seyn die Ehre habe, zu schicken, damit dort neben den Arbei- reisenden berühmten Mann seine Zeichnung ten des Meisters auch etwas von der Schülerin auf- an das hiesige Museum gelangen zu lassen. Überdieβ hatte Hr. v. Kozebue, den ich vorher bewahrt werde, die des Lehrers so ganz werth ist, als er ihrer. Da übrigens nur Anfangsbuch- selbst sprach, mir weiter nichts gesagt, als er staben des Familiennamens auf der Zeichnung ist, habe mir etwas abzugeben, das ihm von Frau von so fand ich unter meiner Voraussetzung das ver- Löwenstern in Berlin an mich abzugeben aufgetra- muthete Unternehmen des Lehrers der Art, daβ, tragen sey. gesetzt die Künstlerin fände einst bey einem Blick Als ich nachher bey hellem Tage das Blatt schärfer auf die hier angefangenen öffentlichen Sammlungen sich ansah, bemerkte ich nun wohl die mit Tusch im Schat- selbst nur erwartet, sie darüber weder auf den Lehrer, ten angebrachten Worte Charlotte L., denen Schnorr noch auf den Director des Museums zürnen dürfe. – mit Bleistift hinzugefügt hatte: nach Schnorr. Jetzt Sie sehn, Gnädige Frau, wie stark ich in Combinatio- war es nicht schwer, die Künstlerin zu errathen. nen bin. Lach an Sie nur. Ich gebe Ihnen schon zum zwey- Wie kannst du aber zur Adresse dieses Bildes? Nichts ten Mal Stoff dazu. Das erste Mal durch mein Miβver- natürlicher, als diese Frage. – Daβ ein für Hrn. ständniβ die Unterschrift Ihres ersten werthen Briefes: Char- v. Lilienfeld bestimmtes Bild an mich adressirt lotte von Lilienfeld. – Sie sehen wenigstens, daβ der Mann, dem Sie einige Zeilen zu schreiben die Güte werde, muβte ohne Erläuterung mir dunkel hatten, noch manches vom Kinde übrig behalten hat, das bleiben. Denn leichter ist in Livland der allbe- kannte Kammerherr v. Lilienfeld gefunden, als (so hofft er zu Gott) was auch einst noch von Er- fahrungen seiner wartet, ihm bleiben wird, so Morgenstern, dachte ich. Dieβ fiel mir also gar nicht lang’ er selber ist. Zum Glück habe ich nichts geant- ein; wohl aber dieβ: Es wäre nicht unmöglich, wortet, als was ich mit gleichem Rechte der Mutter daβ Schnorr, um einen Beweis zu geben, wel- oder der Tochter – gleichviel! – antworten konnte. che Fortschritte glückliche Anlage in kurzer Zeit un- Im einen wie im andern Fall waren es höchst ter dem rechten Lehrer macht, das Fräulein unbedeutende Nachrichten von Ihren hiesigen Freun- veranlaβt habe, ihm eins ihrer Blätter zu über- den, die Sie besser von jedem Andern erhalten lassen, für sich, den Lehrer; und daβ Er nun konnten; die ich indeβ vom Professor und Geschäfts- aus eigenem Antrieb davon diesen Gebrauch ge- mann bloβ aus der Ursache gefodert glaubte, weil macht habe, es dem Museum der Livländischen man diesem wenigstens Pünktlichkeit zutraute, die man bey willkommenern Correspondenten oft in Dorpat wäre. Aber in Dorpat kann ein Künst- vermiβt. Daβ ich in dem Augenblick, als ler ohne eine nicht unbeträchtliche Besoldung, zu- ich die paar Zeilen hinwarf, die Herr Bause Ih- mal wenn er Weib und Kind hat, unmöglich le- nen wird abgegeben haben, es wahrscheinlicher fand, ben. Die Universität kann, nach ihrer Verfassung, sie wären von der Hand des Fräuleins, als von nur einen Künstler als Universitätszeichenmei- der Hand der verehrten Mutter, hatte seinen ster und Kupferstecher besolden. Dieβ ist, wie Grund in der Art, wie Hr. Bause des beygelegten Sie wissen, Senff schon: noch denominirt zu seiner Briefs erwähnte; denn auch darin, daβ Hr Schnorr Stelle vom ritterschaftlichen Curatorium, dann be- mir von seiner Art des Unterrichts – doch ich ver- stätigt von der gegenwärtigen Universitäts-Di- wechsle die Zeiten. Schnorr darf ich nicht erwäh- rection. So sehr ich’s wünschte, Schnorr wäre nen. Der Brief, worin er der Fortschritte gedachte, bey uns öffentlich angestellt, so sehe ich dafür doch welche Ihre Fräulein Töchter unter seiner Leitung im zunächst keine Aussicht. Auch Parrot kann dafür Zeichnen machten, kam etwas später, als Hr. Bausen’s jetzt nichts thun. Es thut mir wahrlich sehr leid, daβ letzter und Ihr erster Brief. Er schrieb zugleich, die es nicht anders ist; aber es ist nicht anders. Ich wün- eine dieser seiner werthen Schülerinnen werde sche Ihnen, gnädige Frau, und den Ihrigen die mir in Dorpat von seiner besondern Methode glücklichste Rückkehr in Ihr Vaterland. beym Unterricht erzählen. Der gute Mann! Er N. S. setzte voraus, ich sey so glücklich, Ihnen Allen bekannt In einer Stunde nach Empfang Ihres Briefes war zu seyn. Darum schrieb er seinem Freunde – denn die Zeichnung mit versiegeltem Umschlag wohlver- ich bin sein Freund, obgleich ich ihn selber niemals, wahrt in den Händen der Frau v. Berg, die sie so- auβer in seinen Bildern und in seinen Briefen gleich an Hn. v. Lilienfeld zu schicken versprach. sah – gerade so. Und darum schrieb und schrei- be ich, ungewohnt der ängstlichen Rücksichten der Couranieng, von der ich für mich glücklicher Weise unabhängiger lebe als die Meisten, gerade so. Mit derselben Offenheit jetzt auch vom Haupt- gegenstande Ihres Briefes, gnädige Frau. Frü- her noch als Sie selbst, wünschte ich, daβ Schnorr
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    Kiri Karl Morgensternile
    (1806-05-09) Pöschmann, Georg Friedrich
    Hochgeschätzter Herr College, Ich habe erst den Tag vor unsers geschätzten Hn Collegen Jäsche Abreise die beiden Circulare, welche ich an die Directoren des allg. Lehrer- Instituts absandte, zurück erhalten. Das eine, im Betreff des Examens der beiden Stud. Wahlberg, ist von Ihnen nicht unter- schrieben. Nach meinem Ermessen dürfte es wohl nun Zeit seyn, das statutenmäβige Examen zu veranstalten, so schmerzlich mir auch jetzt jeder Zeitverlust ist, da ich in diesem Semester fast alle meine Vorlesungen dupliren muβ. Da unser Freund Jäsche nicht gegen- wärtig ist, so werden wir allein das Geschäft zu besorgen haben; u in so fern Sie nicht dagegen sind, so werde ich zu den nächsten Ferien (zu Pfingsten) die beiden Wahlberg zu mir bestellen, u sie examiniren. Lassen Sie mir gefällig wissen, wann Sie die Candidaten einer Prüfung unterwerfen wollen, damit ich sie in Ihre Wohnung schicken kann. – Kurz vor dem Schluβ der Vorlesungen werde ich einmal mit dem Journal der Direction zu Ihnen komme, damit wir in einer halben Stunde über einige Punkte in demselben uns besprechen können. Vor einigen Tagen theilte mir H. Gauger ein Schreiben von Ihnen mit, worin Sie ihm nur auf einen Theil seiner Forderung eine Anweisung auf die Bibliotheks-Casse geben. Er klagte, daβ er dadurch sehr zurückgesetzt würde, u daβ ihm, unter diesen Umständen, die vom Conseil bewilligte Wohlthat nicht zu statten kommen könne. Ich konnte nichts dazu sagen, da ich den Bestand der Bibl. Casse noch nicht kenne. Andere Arbeiten mögen den Bibl. Secretair abgehalten haben, mir einen Auszug aus dem Cassabuche mitzutheilen. Mit dem Rector Parrot habe ich deβhalb gesprochen. – Erlauben Sie, daβ ich jitzt als Freund u als ein Mann, der gewiβ keine unbilligen Ansprüche macht, mit Ihnen ein Wort des Friedens rede. Ich glaube es ist nicht gut, daβ Sie in solchen Dingen, wie gerade die Gaugersche Sache ist, mit mir durchaus keine Rücksprache nehmen. Ich würde mich verachten, wenn ich einen Werth auf die Ehre setzen könnte, nie Ja oder Nein sagen zu können; u ich müβte nicht die Achtung für Sie haben, die ich wirklich hege, wenn ich glauben könnte, daβ Sie eine Ehre darin suchen, allein zu entscheiden. – Die gute Sache ist es, die Sie beabsichtigen; u Sie sind der Meinung, daβ dieselbe durch jede Art von Weitläufigkeit leidet. Daβ Weitläufugkeiten durch die Weise, wie Geschäfte betrieben werden, geschaffen u vermehrt, aber auch vermindert u völlig aufgehoben werden können, brauche ich Ihnen nicht zu sagen. Auch bin ich der Mann nicht, der hartnäckig auf einer Idee beharrte, bloβ weil sie von ihm kam. Ich entziehe mich keiner Arbeit, wobey ich glaube nützlich zu werden; u die Formen, die ich mir dabey gefallen lassen muβ, sind mir um so weniger lästig, da ich immer mehr einsehe, daβ das Formenwesen sein Gutes hat. – Was Sie für eine Ansicht vom Geschäftsgange haben, weiβ ich nicht; aber ich bin überzeugt, daβ die gute Sache eher gewinnen als verliehren würde, wenn Sie mehr Zutrauen gegen mich äuβerten. Die nächste Folge davon würde seyn, daβ ich mit Lust arbeitete; denn aufrichtig gestehe ich, daβ ich meine Bibliotheks-Geschäfte, unter meinen übrigen Berufspflichten, am nachläβigsten betreibe; eben weil ich – nichts zu thun habe. Und zweitens würden dann Fälle, wie der oben angezeigte ist, nicht statt finden können; Fälle die mir unangenehm seyn müssen, weil ich mir dabey wie ein Statist auf der Bühne vorkomme – was ich nicht seyn will, so lang ich meinen Lebensplan verfolgen kann – u weil ich durch jede Äuβerung, jeden Schritt, die ich thäte, collegialische Verhältnisse leicht verletzen könnte. Zutrauen läβt sich aber nicht fodern, u ob ich es verdiene oder nicht, davon kann hier nicht die Frage seyn. Ob ich gleiche Rechte bey Bibliotheks-Angelegenheiten habe – darüber hat das Conseil entschieden; ob die Pfs. Jäsche u Gaspari den Auftrag desselben ausgerichtet haben, weiβ ich nicht; mir ist es einerley. Damals sprach ich sine ira et studio; in welcher Art – das mögen Freunde u Feinde unter meinen Collegen erzählen! – Jetzt mache ich Sie auf etwas aufmerksam, was, wie mich dünkt, nicht ganz übersehen zu werden verdient. Der Fall tritt öfters ein, daβ ich über Bibliotheks- Angelegenheiten gefragt werde. So sehr ich es nun auch meinem Gefühl zuwider ist, dann als Unwissender zu erscheinen, so würde ich doch auch dazu nicht sagen, wenn ich mich überzeugen könnte, daβ der Gang der B. Geschäfte wirklich dadurch gewönne. Aber vorzüglich überlasse ich es Ihrer Beurtheilung, ob Sie es gern sehen, daβ man von Ihren Entscheidungen an mich sich wendet, u diese oder sonst eine Anordnung tadelt, die vielleicht nothwendig u heilsam sind, die ich aber nicht kenne, u über welche ich entweder gar nichts sprechen kann – u das mag ich nicht – oder à tort et à travers sprechen muβ, u dann leicht in Gefahr kommen könnte, etwas zu miβbilligen, weil ich den Grund davon nicht einsehe – und das will ich noch weniger! Denn deβwegen zu tadeln, weil ein Anderer es angeordnet hat, fällt mir nicht ein; u das εἰς κοιρανος ἐστω beunruhiget mich nicht; u könnte mich, wenn es der Fall wäre, in Beziehung auf Sie nicht beunruhigen, da Sie alle Eigenschaften in vollem Maaβe besitzen, um die Bibliotheks-Geschäfte allein zu verwalten. Aber aus oben angeführten Gründen wünsche ich, daβ Sie mir von wichtigen Beschlüssen u Anordnungen dh. den Bibl. Notair Leibnitz entweder mündlich oder schriftl. Nachricht gäben, u etwa monatlich, oder aller Viertheljahre mit dem inneren Zustande der Bibliothek mich, auf eine Ihnen beliebige Art, bekannt machten. Ich werde Sie nie in Ihrem Eifer u in Ihrer Thätigkeit stören; wohl aber glaube ich daβ dad. Unannehmlichkeiten vorgebeugt wird, die aus Mangel an Mittheilung von Ihrer Seite entstehen können. Nur noch eine Bitte. Sollte Sie dieser Brief beleidigen, bey welchem ich mein Ich ganz aus dem Spiele gelassen, u bloβ unser freundschaftl. Verhältniβ vor Augen gehabt habe, u sollten Sie sich genöthigt sehen, davon Gebrauch zu machen, oder wenigstens nicht so freundschaftl. zu antworten; so haben Sie die Güte u Freundschaft für mich, u lassen diesen Brief abschreiben, u mir die Abschrift zu stellen. Ich bin jetzt gerade mit Arbeiten überhäuft, u kann nicht selbst mir Abschrift nehmen, die ich auch, aus Vertrauen zu Ihrer Billigkeit, für unnöthig hielt, u nur in dem oben angezeigten Falle, den ich mir kaum denken kann, zu meiner Rechtfertigung nöthig seyn dürfte. Mit Hochachtung u Freundschaft Der Ihrige am 9tn May 1806. Pöschmann